Frauengrab von Dienstedt
Am 23. Juni 1837 wurde bei Straßenbauarbeiten zwischen Dienstedt und Kranichfeld ein Skelettgrab mit wertvollen Beigaben aufgedeckt. Aufgrund des gefundenen Schmucks ist davon auszugehen, dass es sich um eine gesellschaftlich höher gestellte, adelige Frau gehandelt haben muss. Der Fund ist in die jüngere römische Kaiserzeit um das 3. Jahrhundert einzuordnen.
Funde
Folgende Grabbeigaben konnten geborgen werden: Ein silberner Halsring mit birnenförmigen Verschluss, zwei silberne Tutulusfibeln die mit reich mit gestanztem, vergoldeten Silberblech verziert sind, ein Bronzeeimer (Hemmoorer Typ), ein steilwandiges Bronzebecken, eine silberne Fibel, eine Kette aus zehn Bernsteinperlen, zehn Bernstein-Berlocken, zwei silberne Armringe. Alle Funde wurden dem Museum Weimar übergeben.Die zahlreichen wertvollen Importstücke kennzeichnen die gesellschaftlich führende Rolle der Bestatteten, sind aber auch Beleg für die engen Beziehungen Thüringen zum provinzialrömischen Gebiet. Aus Werkstätten in der Gegend um Mainz stammen wahrscheinlich die beiden Prunkfibeln. Ein Teil der kostbaren Schmuckstücke könnte aber auch in den Werkstätten des nahen Adelshofes hergestellt worden sein, der mit einem Handwerkerviertel verbunden war.
Trotz größter Vorsicht zerfielen große Teile des Skelettes bei der Bergung, sodass nur ein kleiner Teil des Schädelknochens erhalten blieb.
Dem Wert der Grabbeigaben nach, wird der Fund der zweitreichsten Gruppe der germanischen Elitegräber zugeordnet.
Der Adelshof
Nachdem Felix Gebser sich Ende der 1960er Jahre in dem Bereich des Grabes auf die Suche nach weiteren Fundstücken gemacht hatte und tatsächlich verschiedenartige Scherben fand, wurde das Musem Weimar informiert, welches unter Direktor Prof. Dr. Behm-Blancke das betreffende Feldstück zur Großgrabung festlegt. Im Frühjahr 1970 Begann der Chef-Grabungstechniker Barthel, mit Unterstützung der Dienstedter Frieda Hotzler und Marianne Hörning, mit den ersten Grabungen. Da die Kulturschicht bis zu 70 cm tief unter der Erde lag, war jedoch neben Handarbeit auch schweres Gerät zum Freilegen notwendig, das von Lothar Großkunze organisiert wurde. Da er nur alle 14 Tage den benötigten Bagger ausleihen konnte, zogen sich die Arbeiten bis in das Jahr 1974 hin. In dieser Zeit wurden über 1000 ehrenamtliche Arbeitsstunden geleistet.Grabungsleiter Barthel konnte nach einem halben Jahr Arbeit anhand von Verfärbungen im Boden die Struktur einer Siedlung feststellen. Es ließen sich Pfostenreihen von Wohnhäusern, kleinere Hütten, Speicher und Stallungen identifizieren. Auch Werkstätten wurden gefunden; eine die einem Silberschmiedt gehörte. Es wurde noch halbfertiger Schmuck gefunden. Es ist anzunehmen, dass der Schmuck vom Fürstinnengrab auch hier gefertigt worden ist. Bei den Grabungen konnten auch Feuerstellen mit Kohleresten festgesetellt werden. In verschiedenen Abfallgruben lagen unzählige Scherbenreste unzähliger Tongefäße. Auch sehr viele Knochenreste von Haustieren und Wild wurde sichergestellt.
Funde
Insgesamt können dem Herrenhof eine Wohnhalle, 2 Langhäuser und zwei Getreidespeicher zugeordnet werden. Zum sich anschließender Werkplatz gehörten zwei Kleinhäuser und sechs eingetiefte Hütten. Die Funktionsdeutung ergab sich aus den Funden in diesen Bereichen. So wurden Schlacken, Rohlinge, Halbfabrikaten von Eisengeräten, zerschnittenes Bronzeblech und das Halbfabrikat eines Silberhalsringes mit einer birnenförmigen Öse, dessen Gegenstück aus dem Adelsgrab stammt, gefunden. Neben den gefundenen Eisen- und Gelbmetallguss wurde zahlreiche Drehscheibenkeramik, vom Typ Haßleben Leuna und Haarhausen, gefunden.
Quellen:
- persönliche Aufzeichnungen von Felix Gebser und Lothar Großkunze
- Gustav Eichhorn, Zeitschrift für Ethnologie 40. Jahrg., Heft 6, 1908, pp. 902-914
- Günter Behm-Blancke, Burg und Stadt in Geschichte und Gegenwart, Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena, gesel. und sprachw. Reihe 28-3 1979, pp. 325-348
- H.J. Eggers, Der römische Import im freien Germanien, Hamburg 1951