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Die erste Namensnennung von Dienstedt ist urkundlich schwer nachzuweisen, da es mehrere Orte ähnlichen Namens gibt. Es ist wahrscheinlich, dass es unser Dienstedt ist, was um das Jahr 800 in einer Hersfelder Urkunde als "Denistede" Erwähnung findet.

Der in der zweiten Häfte des 12. Jahrhundert im Reichskloster Fulda entstandene "Codex Eberhardi" enthält in seinen Abschriften ebenfalls eine Erwähnung des Ortes Dienstedt. In der Sammlung findet sich eine Schenkungsurkunde die vermutlich im Zeitraum zwischen 822 und 842 entstanden ist. Sie bescheinigt, dass ein Brunicho dem heiligen Bonifatius (gemeint ist das Kloster Fulda) sein Eigentum, die Orte "Wizeleslebe", "Tenestete", "Habechesberge" und "Hecelestein" übertragen hat. Zu dieser Zeit war Rabanus Maurus Abt des Klosters.

Somit ist Dienstedt der älteste urkundlich erwähnte Ort im Ilm-Kreis.

In einer weiteren Schenkungsurkunde in diesem Werk wird von Batto und Tuto aus "Barcfelden" berichtet, dem heutigen Barchfeld, die ihre Güter ebenfalls dem Kloster Fulda schenkten.

In mehreren Notizen vom 18.05.876 wird Dienstedt bei der Versammlung von König Ludwig II. in Ingelheim erwähnt.[1]

Als noch bestehendes ältestes Bauwerk ist der Kirchturm zu nennen. Selbiger dürfte noch aus dem 11.- 12. Jahrhundert sein.

In den Mauern der Kranichfelder Burgen dürfte sich die Geschichte von Dienstedt entwickelt haben und pflanzte sich fort in die von Blankenstein, Remda, Schwarzburg und Ehrenstein. Dienstedt dürfte, ehemals zur Herrschaft Kranichfeld gehört haben, die sich 1172 teilte und eine Oberherrschaft und Unterherrschaft von Kranichfeld entstand. Hier dürfte sich auch die erste Teilung von Dienstedt entwickelt haben und das Unterdorf rechts der Ilm zu Oberkranichfeld gekommen sein.

Der weitere Teil mit Niederkranichfeld kam 1231 zu Schwarzburg, wo Schwarzburg Dienstedts Unterdorf links der Ilm in seinen Besitz einreihte.

1295 wird schon die Dienstedter Mühle in einer Urkunde des Paulinzeller Klosters erwähnt, wo der Ritter Ullrich von Ellichleben die Hälfte der Mühle an Paulinzella verkaufte. Selbige stand im jetzigen Mühlgarten und wurde 1710 vorverlegt.

Im Jahre 1330 wurde dem Priester Heinrich von Osthofen der Besitz eines Gutes in "Barcveld" und eines Gutes in Kleinhettstedt bestätigt. Er hatte jährlich 16 Schilling Zins ins Amtshaus von Stadtilm zu zahlen. Zeugen waren unter anderem Ludwig und Johannes von Oesteröde. In einem anderen Zusammenhang wird Andreas von Dienstedt erwähnt.

Im Jahre 1412 war Günther XXVIII Graf zu Schwarzburg, Herr zu Blankenburg und Ranis von Friedrich Wilhelm und Friedrich Landgraf in Thüringen, nochmals mit einigen Gütern und Zinsen in Tennstedt (Dienstedt), Ostende (Oesteröda) wenig Hettstete (Kleinhettstedt) und wenigen Liebergen (Kleinliebringen) belehnt worden, die seine Gemahlin Margareta, Tochter des Grafen Hermann von Henneberg, später zum Leibgedingen dienen sollte. Aus dem Lehnsbrief ist erisichtlich, dass Graf Günther die vier Dörfer den vier Söhnen Heinrichs XV von Schwarzburg-Leutenberg und ihrer Mutter Anna abgekauft hatte, die sie bisher zur Lehn besessen hatten.

Die Söhne derer von Kirchberg verkauften die Unterherrschaft alsdann an die von Enzenberg – allerdings nur die Hälfte, die wiederum selbige an die von Heldrungen (ein laufender Verkauf), von denen es mit der Hälfte von Dienstedt (das Oberdorf) der Graf Ludwig I von Gleichen-Blankenhain erwarb.

Ebenfalls 1412 kaufte Burggraf Albrecht von Kirchberg, der durch die Heirat der Freiin Margarete von Kranichfeld in den Besitz der Oberburg Kranichfeld gelangt war, dem Grafen Günter XXXII, letzten Sprößling der Linie Schwarzburg-Wachsenburg, die Herrschaft Niederkranichfeld erb- und eigentümlich ab.

Ludwig von Oesteröda hatte mit seinem Bruder Ernst X 1412 Blankenhain erworben, dazu noch die Herrschaft Remda und teilten sich nach ihrer Verheiratung den Besitz, indem Ludwig Blankenhain und Ernst Remda übernahm.

Günther XXXII wurde 1442 vom Kaiser Friedrich außer mit Schwarzburg, Könitz sowie der Vogtei Paulinzella auch mit der Herrschaft Ehrenstein belehnt, bestehend aus der Burg Ehrenstein und den Zubehörungen, großen und kleinen Liebringen (Liebringen) einem Teil von Thensteten (Dienstedt), Hetsetem (Kleinhettstedt), Nawinde, Tyhmersdorf (Teichmannsdorf, jetzt Ehrenstein), Osenryde (Oesteröda) und drei jetzt wüste Ortschaften.

Durch Verheiratung Ursels, der Tochter Günther XXXII von Schwarzburg-Wachsenburg, mit Ludwig von Gleichen und Oesteröda im Jahre 1442 kam Ehrenstein und Hettstedt in Gleichenschen Besitz.

Die andere Hälfte erwarb er 1464 durch Kauf. Wie erwähnt, hatte Ludwig Niederkranichfeld mit dem Oberdorf von Dienstedt erworben, aber von Niederkranichfeld nur die Hälfte, die er dann von Reussen, die inzwischen von der Oberherrschaft Besitz ergriffen hatten, kaufte. Graf Ernst von Remda erwarb daraufhin das Unterdorf von Dienstedt rechts der Ilm und Krankendorf.

  • siegel
Damit war Dienstedt um das Jahr 1455 in drei Teile geteilt und hatte drei Schuldheissen, die allerdings für die Eintreibung ihrer Schuld für die Obrigkeit da waren, für das Dorf waren es die Heimbürgen. Der Überlieferung nach, soll in dieser Zeit das Siegel der Gemeinde Dienstedt entstanden sein. "Die drei Schuldheißen der drei Ortsteile trafen sich in gewissen Zeitabständen auf der Bogenbrücke über der Ilm zum angeln. Der, der den größten Fisch aus dem Wasser zog, musste für alle drei ein Essen in der Gemeindeschänke ausrichten".

Damit begann auch das schwierigste Kapitel für den Geschichtsschreiber. Schwarzburg behielt das Unterdorf links der Ilm bis 1497, wo es dem Kloster Stadtilm, was das Jungfrauenkloster der Schwarzburger war, übergeben wurde.

Das Unterdorf rechts der Ilm hatte, wie erwähnt, Graf Ernst X. erworben, der es seinem Sohn Ernst XII. vererbte. Dieser Ernst XII. bedarf besonderer Erwähnung, denn er war der größte Raubritter seiner Zeit. Mit seinem Spießgesellen, Apel Vitzthum der Ältere zu Tannroda und seinem SohnApel Vitzthum der Jüngere zu Tannroda, plünderte er die umliegenden Dörfer, selbst die seinen obersten Herrn, des Herzogs Wilhelm von Weimar, und scheute vor keinem Mord zurück. Den Chronisten zufolge, hat er seine Herrschaft Remda zu Grunde gerichtet. Wie mag es da mit seinem Dienstedter Teil ausgesehen haben.

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Quellen
  1. : Hessisches Staatsarchiv Marburg, Urk. 75 Reichsabtei, Stift, Nr. 40, 43, 44