Hexenacker und Sühnekreuz

Von der Kaffenburg durch den Steinholzgrund, vorbei an einer Wallanlage, deren Zweck noch nicht geklärt ist, zum Wachtelberg. Auf der Hochebene liegt der sogenannte Hexenacker. Dort stand ein Sühnekreuz in lateinischer Kreuzform, auch Betkreuz oder Bonifationsstein genannt.

  • wachtelberg
Der Stein hat eine Größe von 100 cm x 76 cm x 19 cm und besteht aus Kalkstein. An der oberen Seite befindet sich eine Grenzkerbe.

1841 wird er bei einem Flurzuge unter der Steinnummer 38 in Dienstedter Gemeindeakten geführt: "ist ein Linienstein seht groß mit einem Kreuz in Schumanns Holze aus Rittersdorf. Man spricht von diesem Steine daß derselbe noch aus alten Zeiten her röhre, wo unsere Groß ältern ihren Gott angebetet hätten.".[1]

In der älteren Literatur wird der Stein auch unter Rittersdorf-Flur geführt.[2]

Einer Sage nach hätte man an dieser Stelle eines Tages eine arbeitsame, ehrliche Großmutter ermordet aufgefunden. Von ihren Angehörigen sei ihr zu Ehren das schlichte Steinkreuz gesetzt worden.

Aber auch von einem Begräbnis einer Hexe, wie in manchen Schriften erzählt wird, kann keine Rede sein, denn der Boden dort hält kaum 10 cm Erde, darunter reiner Felsen. Hier ein Grab zu schaufeln, dürfte sehr viel Mühe bereiten. Dienstedter Heimatforscher haben kein Grab gefunden. Auch Köber, der die Thüringer Steinkreuze erfasst hat, schreibt, dass nirgends ein Grab gefunden wurde.

Ein Fünkchen Wahrheit steckt in dieser Sage, denn zweifellos war dort eine Kultstätte der Germanen, die die Missionare in Hexenacker, wie auch anderweitig einen Berg bei Bad-Berka, in Hexenberg umwandelten und hier das Kreuz hinsetzten, damit nun der Christengott statt der alten Götter angebetet werden sollte. Bonifazius kann es um das Jahr 750 selbst gewesen sein, denn in Heilsberg soll er gepredigt haben.

Auch ein Dienstedter Schnärzchen befasst sich mit dem Hexenacker.

Leider ist für die Steine im ersten Jahrtausend nach Christus noch keine Klärung erfolgt, da von diesen keine Schriften vorliegen. Im Gegensatz zu den Steinen des Mittelalters, die allgemein als Sühnesteine bezeichnet werden und für einen Mord oder Totschlag gesetzt wurden. Die Sühne, die in vielfältiger Weise geleistet wurde, geht noch zurück auf die Germanen und löste die Blutrache ab.

Es wird vermutet, dass Fahrzeuge der Sowjetischen Armee das Kreuz zerstört haben.

Im Jahr 1960 wurde von den Dienstedter Heimatforschern Felix Gebser und Lothar Großkunze der zerbrochene Stein ausgegraben und, nachdem er wieder mit einer Zementmischung zusammengefügt worden ist, 1961 vor dem Saal des Gasthaus "Zum Goldenen Löwen" aufgestellt.[3][4]

Im Jahre 1993 wurde er auf den Waidrasen umgesetzt und mit einer Informationstafel versehen. Diese wurde jedoch mittlerweile entfernt und 2020 gegen eine neue ersetzt.

Im Frühjahr 2022 wurde das Kreuz erneut leicht versetzt, da am bisherigen Standort eine gepflasterte Fläche für eine Sitzgruppe geschaffen wurde.

3D-Modell

Dieses Modell entstand durch Photogrammetrie aus etwa 100 Fotos und zeigt den Zustand im Jahr 2022

Galerie

  • 01Vorderseite (2020)
  • 02Rückseite (2020)
  • 03Foto von Störzner (1984)
  • 04Infotafel (2020)

Karte

Quellen
  1. : Unger, Peter - Sagen und Überlieferungen zu Steinkreuzen im Kreis Arnstadt, in: Urgeschichte und Heimatforschung 19, 1982, S. 50, Nr. 41
  2. : Störzner, Frank - Steinkreuze in Thüringen: Katalog, Bezirk Erfurt, 1984, Nr. 19
  3. : Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens, 1960, S. 34, Nr.515
  4. : Köber, Heinz - Die alten Steinkreuze und Sühnesteine Thüringens. Nachtrag, 1965, S. 3, Nr. 515