Goethe und Dienstedt

Der Weg zwischen Stadtilm und Witzleben war früher der Hauptweg Weimar-Ilmenau, den Goethe meist benutzte, wenn er nach Ilmenau, wo er Verpflichtungen hatte, fuhr. Nicht zuletzt wegen des an Dresden herannahenden österreichischen Heeres[1], entschied sich Goethe dazu am 26. August 1813 nach Ilmenau aufzubrechen. In sein Tagebuch notierte er:

„Entschluß nach Ilmenau zu gehen. Vorbereitung Abreise um 10 Uhr. Kleine Gedichte. Stadt Ilm um 4 Uhr Abwechselnd Regen und Sonnensch. Illmenau um 8 Uhr. […]“

Bei einem urkundlich leider nicht mehr nachweisbaren Radbruch seines Wagens auf dem Schweinskopf schrieb er während der Zeit der Reparatur folgende Zeilen:

Ich ging im Walde
So für mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.

Im Schatten sah ich
Ein Blümchen stehn,
Wie Sterne leuchtend,
Wie Äuglein schön.

Ich wollt es brechen,
Da sagt es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?

Ich grub's mit allen
Den Würzlein aus.
Zum Garten trug ich's
Am hübschen Haus.

Und pflanzt es wieder
Am stillen Ort;
Nun zweigt es immer
Und blüht so fort.

Das Gedicht widmet der fast 64-jährige Goethe seiner Frau Christiane. In Stadtilm angekommen sendet er das Gedicht direkt nach Weimar zu ihr. Erst später erhielt das Gedicht den Namen "Gefunden". Wann und wo genau auf seiner Reise er die Zeilen schrieb, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen.

Auch über Dienstedt ist Goethe mehrmals gekommen und dabei einmal sogar in der damaligen Gemeindeschenke eingekehrt. Diese befand sich gegenüber der damaligen Ilmbrücke am jetzigen Steg. Von hier schrieb er Frau von Stein einen Brief mit den folgenden Zeilen:

Von Dienstedt, wo ich gefüttert habe, noch ein Adieu. Mit Krebsen und Schafkäs hab' ich hier ein gut Mittagessen gehalten. Adieu, Liebste [...]
5. September 1780

Ein weiteres Mal ist er mit der Sänger- und Schauspielerin, Corona Schröder, hier durchgekommen, die ihn zu Pferde bis Kleinhettstedt begleitete. Der Hauptweg nach Stadtilm ging früher vor 1838 hinter der Klunkermühle vorbei nach Kleinhettstedt.

 

Quellen
  1. : Völkerschlacht bei Leipzig (16. - 19. Oktober 1813)