Dienstedter Karsthöhle

Entstehung

  • hoehlengrundriss
Im Zeitalter des Tertiärs, vor ungefähr 50 Mio. Jahren, entstand der große Remda-Wüllersleber-Grabenbruch, wo das Gebiet quer zur Ilm im Dienstedter Bereich in größere Tiefen zusammenbrach. Noch heute stehen quer die Schollen am Weidenberg gegenüber des Großen Kalm senkrecht zum Himmel. Später füllte sich das Land zum Teil wieder auf. Der Grabenbruch erwirkte zwangsläufig Spalten im Bergbereich der nächsten Berge. So dürfte die Spalthöhle des gegenüber Hettstedt liegenden Haunberges mit entstanden sein.

Das unterhalb Dienstedt liegende Oberfeld und Steinholz bildete zu jener Zeit noch eine Einheit und kann dieser Spaltbildung nicht entgangen sein. Die Ilm lief noch um das Oberfeld herum über Ellichleben und Stedten und wurde von der großen nordischen Eiszeit, vor ca. 500.000 und mehr Jahren nach Südosten abgedrängt, was die Kieselsteinablagerungen auf dem Melm, einer flachen Höhe unterhalb Oesteröda klar beweisen und auch eine geologische Karte wiedergibt.

Wenn man die Fläche auf der Karte und auch in der Natur betrachtet, muss man erkennen, dass die Ilm damals großen Pendelbewegungen unterworfen gewesen sein muss und längere Zeit im Stau gestanden haben, ehe sie im Spaltbereich des erwähnten Oberfeldes und Steinholz durchströmen konnte, um dort große Höhlen zu schaffen. Die Oberfeldhöhlen sind ein Rest davon, während die anderen mit fortgerissen wurden. Ein Beweis dafür ist der Höhlengang I, wo am Eingang die rechte abgeschliffene Seite noch steht, die andere abgebrochen und fortgetragen wurde.

Das die Eiszeit mit einer Zunge über die Ellichleber Mulde heraus die Ilm erreichte, beweisen die Bändertoneinlagerungen und Feuersteinballen im Bereich der ehemaligen Kiesgrube und besonders der noch bestehenden im Grenzbereich Dienstedt-Ellichleben, darüber hinaus die Findlingsblöcke von nahezu einem Meter im Bereich Melm, Oesteröda Bach und Dittersrodt. Leider sind alle drei heute nicht mehr auffindbar.

Einen weiteren Beweis der ehemaligen Flussführung ergibt die Schollenablagerung des Unteren Muschelkalkes, wo sich die Terabratularbänke in der Diagonale und das im Bereich der Höhe von 30 m Höhe bis nahe der Ilm herunter ziehen, was auch für die Schollenlagerung des nordwestlich-nördlichen Teils des Berges zutrifft, wo sie sich in selbiger Lage bis zum sogenannten Burgweg Ellichleben-Stedten verlagern.

Die Ilm selbst floss damals in 40 m Höhe und bildete eine Reihe Terrassen, die im vorderen Teil des Berges noch gut zu sehen sind. In 40 m Höhe strömte sie auch in die Höhle ein, nur haben wir das Einströmloch, um weiteren Einlagerungen zu begegnen, nicht freigelegt.

Geographische Einordnung

Zwischen Dienstedt. barchfeld, und Ellichleben erhebt sich mit 405 m das Oberfeld. Sein Osthang, früher "Schenkhopfenberg" genannt, fällt im mittleren Teil steil zum Tale ab und wird da selbst von der Ilm berührt. Ein Bauer namens Schenke (ein noch heute in Ellichleben bekannter Name) dürfte hier früher Hopfen angebaut haben. Einige wildwachsende Pflanzen findet man jetzt noch in der Gegend.

Beiderseits des Steilhangs steht Kiefern- und Fichtenhochwald; der Hang selbst ist mit Laubholz bewachsen, das bei etwa 30 Meter Höhe Felsbildungen des unteren Muschelkalks (Wellenkalk) freigibt.

In diesem Gestein, das leicht verwittert, sind Terebratula-Bänke eingelagert, ein äußerst festes Gestein. Unterhalb, teils auch zwischen den Bänken, befindet sich ein wahres Paradies der Füchse, das Labyrinth der Dienstedter Muschelkalkhöhlen. Nicht weniger als acht Fuchsbaue, von außen als Gänge, Spalten oder Risse erkennbar,davon einer früher schon als Höhle genutzt, gab es hier, auf einer Fläche von 80 m Breite zusammengedrängt.

Entdeckung

Einem der Hohlräume galt vor Jahren schon ein besonderes Interesse von Felix Gebser. Auf der Suche nach Spuren der Vorzeit setzte er den Spaten an. Leider musste er sich bald davon überzeugen, dass oberflächlich am Hang selbst keine Erkenntnisse zu gewinnen waren. Ein Herr Hotzler aus Kranichfeld berichtete von einem Hund, der in einem Kaninchenbau oberhalb der später gefundenen Höhle eingelassen wurde und unter der Ilm zum gegenüberliegenden Steinholz gewechselt ist. Er kam dort nach zwei Tagen völlig erschöpft wieder zur Tage.

Nicht unerwähnt sei auch der Einbrauch eines Pferdes wenige hundert Meter unterhalb der Höhlen, nahe der Ilm im Jahre 1922. Der Spalt zeige bei einer Tiefe von etwa 4 m einen größeren Hohlraum, auf dessen Sohle sich Ilmkies befand. Im Laufe der Zeit wurde dieser Spalt wieder zugefüllt.

Aufgrund dieser Begebenheiten hat Felix Gebser gemeinsam mit einigen anderen Heimatfreunden in den Jahren 1953 bis 1955 begonnen Grabungen im Steinholz durchzuführen; leider erfolglos. Nach weiteren Grabungen am Schenkhopfberg wurden zwar ein großer Hohlraum, aber noch nicht die Höhle gefunden und die Suche wurde wieder resigniert eingestellt.

Erst im Frühjahr 1957 wurde ein weiterer Versuch unternommen. Mit dabei waren anfänglich Felix Gebser, Lothar Großkunze, Reinhardt Erdmann, Rüdiger Pöttgen und einige Jugendliche. Nachdem sich der erste Erfolg wieder einstellte, gruben die beiden Erstgenannte alleine weiter. Dieses mal jedoch wurde der Eingang der Höhle gefunden. Nachdem an Wänden Kratzspuren von Höhlenbären festgestellt wurden, entstand eine enge Zusammenarbeit mit dem Museum für Ur- und Frühgeschichte in Weimar. Der anfängliche Enthusiasmus wurde getrübt, als auch in 20 Meter Tiefe keine archäologisch wertvollen Funde gemacht werden konnten. Die beiden Heimatforscher arbeiteten sich monatelang allein in ihrer Freizeit und mit einfachsten Werkzeugen in die Höhle, die fast bis zur Decke mit Material verfüllt war, vor.

Es konnten viele wertvolle Funde gemacht werden. Zahlreiche Scherben unterschiedlicher Größen und Epochen, aber auch Werkzeugkeile konnten sichergestellt werden. Es wurde eine vollständig erhaltene, gebrannt Schale aus Lehm gefunden werden. Auch Scherben der Bandkeramiker (5700 v.Chr. bis 4900 v. Chr.) wurden gefunden.

Der wertvollste Fund war ein in Lehm eingeschlossener, zum Teil versteinerter Kiefer eines Muschelkalk-Sauriers mit vier dunkelbraunen, kastaniengroßen, glänzenden Zähnen.

Alle Funde wurden dem Museum für Ur- und Frühgeschichte Weimar übergeben. Direktor Prof. Dr. Behm-Blanke bezeichnete die Höhle in Muschelkalkeinlagerungen als einzigartig.

Im Jahre 1960 mussten die Arbeiten unterbrochen werden. Die Abteilung Sicherheit beim Rat des Bezirks Erfurt hatte durch strenge Forderungen eine Weiterarbeit unmöglich gemacht.

Zugang für die Öffentlichkeit

Nachdem unbekannte ein größeres Stück Tropfsteingebilde abgebrochen hatten, wurden die Eingänge mit Holz und Stahltüren verschließbar gestaltet. Die Wände des Haupteingangs wurden von den Maurern Hugo Großkunze und Rudi Hoyer mit großen Bruchsteinen einsturzsicher vermauert. 1963 wurden Strommasten von der ehemaligen Windturbine bis zur Höhle gesetzt um Licht installieren zu können. Hierbei half vor allem Kurt Großkunze. 1968 mussten die Leitungen wegen Baufälligkeit wieder zurückgebaut werden.

Felix Gebser, zu dieser Zeit bereits Renter, legte unzählige Meter an Wegen an, schlug Stufen in den Fels und brachte Geländer an. Zudem bepflanzte der den Hang mit jungen Bäumen. Auch plante er eine Schutzhütte, sowie eine Brücke über die nahe Ilm. Bei deren Bau im Jahre 1965 und 1966 sich besonders der Volkchsor große Verdienste erworben hat. Aber auch viele andere Bewohner des Ortes haben Hand angelegt. die LPG hat Fahrzeuge und Maschinen gestellt, die Gemeindeverwaltung Baumaterial beschafft.

Leipziger Höhlenforscher vermessen 1969 die Höhle.

1983 wird die Höhle als Naturdenkmal unter Denkmalschutz gestellt.

Naumburger Höhlenforscher führen im Jahr 1984 weitere Grabungen durch und finden dabei einen Zahn eines Dinosaurieres.

Aufgrund von Gesetzesänderungen ruhen die praktischen Arbeiten an der Höhel in den Jahren 1985 bis 1993.

1993 bis 1998 wird von Manfred Korn, Winfried Wolf und Gerald Hofmann eine durchgehende Verbindung zwischen den linken und rechten Eingang der Höhle geschaffen. Sie bereiten die Höhle zur Schauhöhle für Besucher vor, indem die Gänge auf eine Durchgangshöhe von 1,8 m und eine Breite von mindestens 0,6 m gebracht werden.

Bis 1994 wurden dabei 50 Tonnen Feldsteine als Sicherungsmauerwerk des linken Einganges verbaut. Bis 1998 wurden 12.850 Schubkarren Abraum abgefahren.

1997 wird am Fuße des Berges eine Grillhütte errichtet.

Im Jahr 2014 wurde für 2000,- € ein Modell eines Pflasterzahnsauriers erstellt und in der Höhle ausgestellt. Von dieser Spezies stammte der gefundene Kieferknochen.[1]

Quellen
  1. Thüringer Allgemeine vom 29.08.2014 : https://www.thueringer-allgemeine.de/leben/vermischtes/drei-zaehne-enthuellten-das-geheimnis-des-sauriers-id220355217.html