30-jähriger Krieg

Vor allen Kriegen, die unsere Heimat erdulden musste, war es neben dem Bruderkrieg der 30-jährige Krieg von 1618-1648 für die Bevölkerung am schlimmsten.Thüringen, als schwer betroffenes Gebiet, verlor über 50 % der Menschen als Opfer des Krieges und seiner Auswirkungen. Wie viele andere Dörfer und Städte waren auch hier zahlreiche Verluste zu beklagen. Dies führte zu weitreichenden Folgen in der Landwirtschaft. Auch die häufige Einquartierung und Plünderung verursachte große Schäden. Der Alltag der Menschen war geprägt durch die Not. Es fehlte an Nahrung, Kleidung und Wohnraum.

Über den Krieg befindet sich eine Niederschrift im Artikelbuch der Gemeinde Dienstedt, welches vermutlich seit etwa 1600 besteht, mit folgendem Wortlaut:

Dass den 9. September bis auf den 13. dieses Dates 1631 der Altringer (Anmerkung: ein General des Kaisers) mit elf- oder zwölftausend Mann allhier eingefallen, welcher die Nachbarn um allen Vorrat gebracht, so dass von der Menge Volkes alle Quellen ausgesoffen, also, dass der Altringer am Quellborn, den Wärmtenbrunn genannt, mit einigen Musketieren bewachen ließen, damit er für seine Person etwas behalten können.

Der Wärmtenbrunnen ist ein Quellgebiet südlich Dienstedts.

Bis 1623 war Dienstedt, von kleineren Gruppen-Einquartierungen abgesehen vom Krieg verschont geblieben. Im Gegensatz zu Stadtilm und Kranichfeld die bereits arg zu leiden hatten. Dies lag vor allem daran, dass die Heerstraße nicht über Dienstedt, sondern von Kranichfeld über Stedten, dem Urstromtal der Ilm entlang,dann den sogenannten Burgweg über Ellichleben, nahe der ehemaligen Burg Witzleben vorbei über den Schweinskopf nach Stadtilm.

Schwerwiegender war allerdings ,dass Dienstedt zu jener Zeit an drei Herrschaften die oft wechselten aufgeteilt war und die Einwohner oft nicht wussten unter welchem "Schutz" sie standen. War ihnen 1631 schon einmal aller Vorrat genommen 1639 ging ihnen wiederum ein großer Teil verloren, denn alles Saatgut und Vieh was man nach Stadtilm und Remda in Sicherheit brachte war nicht wieder zu erlangen.

1640 wurde Vieh und Saatgut nach Remda und Stadtilm gebracht, um in Sicherheit zu sein, doch ging alles dort verloren, wie auch das Dorf selbst geplündert. Bei Johan Banérs[1]Wintermarsch durch Thüringen im Frühjahr 1640 wurde Dienstedt wieder überfallen und augeraubt. Nach den Überfällen waren nur noch 3 Pflüge und 2 Eggen vorhanden.[2]

1642 waren noch 12 Häuser bewohnt mit 25 Menschen. 90% der Ackerfläche lagen wüst. Von 9 Anspännern und 11 Hintersattlern waren noch 7 Ehepaare mit 16 Kindern da, 2 Witwer, 4 Witwen, eine Jungfrau von Adel, 3 Zugochsen, 2 Kühe, sonst nichts mehr. Stedten besaß noch ein lahmes Pferd und 2 Kühe. Alle Mühlen waren zerstört. Nach Ausfall der letzten Zugtiere musste sich der Bauer selbst an den Pflug spannen.

Von der Obrigkeit wurde anbefohlen wenn Soldaten anrückten die Glocken zu läuten, was dazu führte, dass Soldaten die Stränge abschnitten.

Die Kinder pflegten, wenn Soldaten in Aussicht waren, folgenden Vers zu rufen:

Modder, tu de Hinner wäck. Skemmt ä Trupp Soldaten,
honnder rude Räcke ah’n,
sinn wäder mohl Kroat’n.

Die Kroaten waren die größte Mörderbande, die von den Heerführern in Sold genommen wurde und hausten in Magdeburg unter Tilly und im Bruderkrieg unter Herzog Wilhelm furchtbar.

Ein weiteres Beispiel für die Auswirkungen des Krieges ist der Siedelhof in Hettstedt. Er lag noch nach dem Krieg sechs Jahre lang völlig wüst. Durch die häufigen Einquartierungen war das Gut selbst völlig verkommen, die Äcker waren mit Dornbüschen überfüllt und Gebäude dem Einfallen nahe. Als Zeichen großer Not und allgemeinen Elends wird berichtet, dass der Schulmeister Balken im Haus ausgebrochen und Bäume abgehauen habe. Auch soll der Pfarrer Holz aus dem Gutsgebäude gehauen haben. Die noch vorhandenen Ziegeln und das übrige Holz wurde von den Bauern weggetragen. Das Haus samt Stallung wurde 1646 bei der schwedischen Haupteinquartierung, die 14 Tage dauerte, gänzlich niedergerissen.

Ein Bericht vom Jahre 1654 meldet vom Rittersitz:

Der Rittersitz gar eng umbfangen, bestünde jetzo in eimem Steinhauffen und über 50 Thaler nicht würdig, umb denselben hat es einen Garten, so unter der Schule gelegen, ist meinstenteils Rand und Dorngebüsch und unten am Mühlgraben hohe Weidebäume, aber offen und einem Garten nicht zu vergleichen.

Quellen
  1. : schwedischer Feldmarschall im Dreißigjährigen Krieg. Er war Oberbefehlshaber der schwedischen Truppen im Heiligen Römischen Reich
  2. : Landeskunde des Großherzogthums Sachsen-Weimar-Eisenach,Topographie des Landes Band 2, 1879, S. 56