Burganlage von Großhettstedt

Nachforschungen ergaben, dass es in Großhettstedt eine Burganlage gegeben hat, welche um das Jahr 1000 entstanden sein soll. Sie war der Rittersitz derer von Hettstedt. Noch heute sind Mauerreste im Ort zu sehen.

Das Westtor dieser Burganlage soll sich mit zwei Tortürmen bei der ehemaligen Gastwirtschaft befunden haben, wobei der erhöhte Hof vor dem Eingang in das Gasthaus das Fundament des nördlichen Turmes und Mauerreste die des südlichen Turmes gewesen sein sollen. Ein ehemalige Kegelbann könnte vormals der Wehrgang der Anlage gewesen sein. Von da aus erstreckte sich entlang der jetzigen Hohle bis in den Talgraben der nördlichen Wallgraben. Eine Ringmauer umschloss die gesamte Burganlage. Sie wurde durch den Wallgraben, den Talgraben und der heutigen Verkehrsstraße am Ufer des alten Ilmbettes und der ehemaligen Gastwirtschaft begrenzt. Die überhängenden Mauerreste unter dem Garten der ehemaligen Schule sollen das Fundament des Burgfrieds der Kernburg gewesen sein, dazu gehört auch der Brunnen im Straßengraben unterhalb des Gartens.

König nimmt an, dass der Palas auf dem Grundstück von Familie Krause in Nord-Südrichtung stand. Zwei als Schießscharten erkennbare Löcher in der alten Mauer des Hofes können Lugfenster der Wachstube des Palas gewesen sein. Diese hätten das östliche Burgtor in der inneren Burgmauer im Blickfeld gehabt. Das zwischen diesen Fenster vorhandene Loch könnte als Führung und Widerhalt für einen Torbalken gedient haben. Die jetzt hinter der Mauer vorhandenen Erdmassen sind als Erosionsschutt des Talgrabens, der im Laufe der Jahrhunderte angespühlt wurde, anzusehen. Das Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude des alten Siedelhofes, jetzt Kirsten gehörend, bezeichnet König als innere Vorburg. Darauf verweisen die starken Mauern und der alte Brunnen in der Küche dieses Hauses hin.

Die Mauern des Friedhofes und entlang des Siedelhofes deuten auf Zwischenmauern hin, die die Vorburg von der Kernburg abtrennten. Vorher ging der Abhang am Glockenhaus hinunter bis zur Wiese, wo in früher Zeit die Ilm entlang floß und somit Bäumen und Gestrüpp einen natürlichen Schutz bot. Die Verkehrsstraße wurde mit Dammschüttung erst 1836 gebaut. König nimmt an, dass sich aufgrund der Mauerreste beim ehemaligen Schulgarten westlich der Schule der {tip text="Pferdestall der Burg"}Marstall{/tip} befunden hat. Bei einem Erdeinbruch zwischen Glockenhaus und "Altem Haus" wurde in zwei bis drei Metern Tiefe ein unterirdischer Gang entdeckt, der vermutlich das Westtor mit der mittleren Burg verband, da er sich in dieser Richtung fortsetzte.

Steinpfeiler, die an der Nordweststrecke der Friedhofsmauer gefunden wurden, deuten auf die Reste eines Nordtores in Richtung des Weges nach Witzleben hin.

Beim Bau eines Wohnhaus stieß man auf Fundamente des Palas, dabei wurden Kinderknochen sowie Kieferknochen eines Erwachsenen gefunden. Ebenso fand man Brandspuren und Schieferstückchen, die auf die Zerstörung der Burg hinwiesen. Es kann vermutet werden, dass die Burganlage im Sächsischen Bruderkrieg 1450 bis 1451 zerstört wurde.

Der Siedelhof ist höchstwahrscheinlich von den Herren von Hetstete neben und gleichzeitig mit dem Rittersitz eingerichtet worden. Raum für Wirtschaftsgebäude und Stallungen hatte die schmale Kernburg nicht. Ferner ist beachtenswert, dass die ausgegrabenen steinernen Torpfeiler der Burg und des Siedlungshofes genau denselben viertelkreisförmigen Querschnitt haben und in gleicher Tiefe gefunden worden sind; was auf gleiches Alter hinweist. Auch {tip text="1894, Jena"}Prof. Lehfeld{/tip} war der Meinung, dass der Siedelhof den Herrn von Hetstete gehört hat. Nach den Adelsherren von Hetstete sind im Jahre 1436 in Großhettstedt die Herrn von Etzelsdorff ansässig. Aus Mangel weiterer Urkunden kann wohl geschlossen werden ,dass die von Etzelsdorff nur kurze Zeit im Besitz ihres Großhettstedter Lehens blieben. Es folgten die Enzenberger.

Als Inhaber des Siedelhofes waren die von Etzelsdorff und von Enzenberg Lehnsleute des Grafen von Gleichen.

Aus den Beschreibungen von von E. König aus dem Jahr 1912 und einer Skizze von {tip text="Projektarbeit - Geschichte meines Heimatortes Hettstedt"}Yvonne Risch (1990){/tip} ließ sich eine Rekonstruktion erstellen.

  • 01Rekonstruktion der Anlage
  • 02Beschriftung
  • 03Orthofoto von 2019
  • 04Vorlage der Rekonstruktion

Die von Enzenberg besaßen zuerst das früher als "Schloss" bezeichnete Grundstück gegenüber der Ilm zwischen heutigem Pfarrhaus und der ehemaligen Gastwirtschaft. Später wurden sie auch mit dem Rittersitz und dem Siedelhof belehnt. Das Schloss wurde um 1450 gebaut und von den von Enzenberg auch bewohnt.

1732 kauften das "Großhettstedter Lehn- und Rittergut" zu gleichen Teilen Joh. Chr. Fischer und Jo. Sam. Gläser von Kleinhettstedt. Im gleichen Jahr baute Gläser, da von dem früheren Haus kaum Trümmer wahrgenommen werden konnten, ein Wohnhaus und Hintergebäude vom Grunde aus auf. 1767 kauft Gläser den zweiten Teil noch dazu. Das war ein Drittel der Enzenberger Länderein. Die zwei anderen Drittel besaßen die Böttnersche Familie. Diese kamen 1775 und 1788 durch Kauf an Joh. Mich. Wedekind. Sie bildeten das Koch-Körbsche Gut.

Vom sogenannten Schloss waren jedoch um 1900 nur noch die überbauten Grundmauern vorhanden. Das Wohngebäude (Schloss) könnte auf den ehemaligen Grundmauern des Schafstalles / Schweinestalles, gegenüber dem Pfarrhaus gestanden haben. Eine 3 m hohe Mauer soll das Schloss mit dem heutigen Wohnhaus verbunden haben, mit einem gewölbten steinernen Torbogen über der Einfahrt.